Dem Schrecken ins Auge sehen

Am 4.11. hat unsere VS erneut die Koffer gepackt. Dieses Mal hieß das Ziel: Auschwitz. 14 Jugendliche wollten im größten Konzentrationslager, das in der Nazi-Zeit gebaut und genutzt wurde, nachvollziehen, was Hitler, die NSDAP und seine Ideologie mit Menschen, die nicht in sein Bild gepasst haben, gemacht haben. So schreibt L. über ihr Erleben in Auschwitz: „Ich konnte es die ganze Zeit nicht begreifen, dass auf dem Boden, auf dem ich stand und in den Räumen, in denen ich war, tausende Menschen wegen nichts gestorben sind.“ In Auschwitz sind circa 1,4 Mio. Menschen unschuldig ermordet worden.

Auf dem Programm der Delegation standen neben dem Besuch von Auschwitz 1 und 2 auch ein Zoom-Meeting mit einer Überlebenden, so wie Workshops, in denen sie 2 Lebensgeschichten von Auschwitz-Überlebenden (Der Tätowierer von Auschwitz - Lale Solokov; Zwi Helmut Steinitz) kennengelernt haben, ein Workshop unter der Fragestellung, ob so etwas nochmals passieren könnte und eine abschließende Gruppenarbeit mit der Fragestellung, was wir persönlich heute dazu beitragen können oder fordern, damit die Diktatur nicht erneut eine Chance bekommt und auch die Schrecken der NS-Zeit in Erinnerung bleiben und nicht vergessen werden. Umrahmt haben das Programm Zitate aus dem Buch und Filmausschnitte aus der Serie: „Der Tätowierer von Auschwitz“.

So fasst D. zusammen, der Teilnehmer der Delegation nach Aachen im September war und auch an der Reise nach Auschwitz teilgenommen hat: „Auf unserer Reise nach Aachen richteten wir unseren Blick auf die Gegenwart und die Zukunft Europas. Wir sprachen über die EU, ihre Entwicklung und ihre Organisation und erfuhren, wie wichtig die Rolle junger Menschen für die Gestaltung und das Fortbestehen der EU ist. Diese Generation kann aktiv Einfluss erzielen und eine gemeinsame Zukunft gestalten.

In Polen dagegen, 6 Wochen später, wandten wir uns der Vergangenheit zu und setzten uns mit den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges auseinander. Der Besuch in Auschwitz führte uns eindrücklich vor Augen, wie notwendig es ist, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Das Wissen um diese Grausamkeiten mahnt uns, uns stets für eine friedliche, gerechte Gesellschaft einzusetzen, um sicherzustellen, dass sich solche Tragödien niemals wiederholen.“

Konkret formulierten unsere SchülerInnen in Gruppen folgende Forderungen für den zukünftigen Unterricht an deutschen Schulen:

  • Wir wollen einen intensiveren Unterricht über die Geschichte der Juden.
  • Jeder Schüler sollte mindestens ein Mal in der Schulzeit die Möglichkeit haben, ein KZ (möglichst Auschwitz) zu besuchen.
  • Es sollte mehr fächerübergreifenden Unterricht geben, so dass z.B. parallel zum Thema NS-Zeit ein Buch gelesen wird, in dem das Thema aufgegriffen wird und die historischen Daten durch das Leben eines Protagonisten nachvollziehbarer und konkreter vor Augen geführt werden.
  • Es sollte besser über die Folgen von Diktaturen aufgeklärt werden.
  • Das Treffen mit Politikern sollte forciert werden, so dass Jugendliche besser auf Wahlen vorbereitet werden. Es wurde ein jahrgangsübergreifendes Planspiel vorgeschlagen, bei dem jede Klasse eine Partei vertritt und die Forderungen der jeweiligen Parteien klar herausgearbeitet und fassbarer gemacht werden.
  • Da es immer weniger Zeitzeugen gibt, schlägt unsere Delegation vor, wenn man nicht selber Auschwitz besuchen kann, durch z.B. das Kochen und Essen einer Wassersuppe mit einem kleinen Stückchen Fleisch oder Gemüse, das Essen der Häftlinge nachempfindbar zu machen. Oder man könnte in einem kleinen Raum 2 Stunden eng aneinander stehen, um ein bisschen dem Gefühl der Häftlinge, die in den Bahnwaggons in die Konzentrationslager gebracht worden, nachzuspüren.

Wir danken der Sanddorf-Stiftung, der Axel-Springer-Stiftung und der Agnes-Gräfte- Stiftung für ihre finanzielle Unterstützung dieser Reise. Durch sie war es uns überhaupt erst möglich, all diese Erfahrungen zu sammeln.