Nur durch Baumrinde, Schnee und ganz viel Glück überlebt – eine Holocaustüberlebende berichtete

„Von einer Zeitzeugin ihr Leben erklärt zu bekommen, ergibt ein ganz neues Bild von der Zeit. Ich habe mir viele Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg angeschaut, aber noch nie hatte ich so ein starkes Bild in meinem Kopf wie bei dem Bericht von Gerda.“  

Das sind die Worte einer Schülerin aus einer unserer zehnten Klassen nach dem Zoom-Vortrag von Gerda Büchler, einer 91 jährigen Holocaustüberlebenden, die die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg überlebt hat.


Gerda hatte sich letzte Woche zu den Jahrgänge 9,10 und der VS über Zoom für 1,5 Stunden aus Tel Aviv zugeschaltet, um von ihrem Leben zu erzählen. Sie ist 1930 in der damaligen Tschechoslowakei in Troppau geboren und konnte die ersten zehn Jahre ihres Lebens viel reisen, tanzen und das Klavier spielen lernen. Doch dann krempelte Hitlers Politik ihr ganzes Leben um. Sie berichtete:

„1940 wurde meine Schule gesperrt, kein jüdisches Kind durfte irgendeine Schule besuchen. Auch die Musikschule musste ich verlassen. Es wurde uns jüdischen Kindern alles verboten: kein Kinobesuch mehr, keine Badeanstalt, kein Eislaufen mehr, keinTurnen in der Turnhalle, kein Tennis mehr usw. Die jüdischen Geschäfte wurden geschlossen und verkauft ebenso wie Fabriken, meist an Parteimitglieder der NSDAP. „Arisieren“ nannte man das.

Wir mussten von nun an einen gelben Stern auf unserer Kleidung tragen, an allen Ecken festgenäht. Ausgehverbot herrschte ab 20 Uhr. Bald danach kam ein neuer Befehl. Alles an Schmuck und Elektrogeräten ist abzugeben. Bankkonten wurden gesperrt. Mit einem Wort: Es wurde uns unser ganzer Besitz, unser Vermögen weggenommen, schlimmer noch, jedes menschliche Recht wurde uns genommen.“

Gerda schilderte anschließend, wie sie und ihre Familie vor den Nazis geflohen sind und Vernichtungsaktionen mitbekommen haben. Einmal retteten sie ihre blonden Haare und ihr angeblich „nicht-jüdisches“ Aussehen vor dem direkten Tod.

„Vor allem hat mich der Teil mit dem Bunker und der Ernährung durch Baumrinde und Schnee schockiert, weil Geschichten wie diese nie in Geschichtsbüchern erzählt werden“, so schreibt ein VSler nach dem Gespräch mit Gerda.

Gerda, eine Frau, die mehrere Jahre um ihr Leben gekämpft hat, rät heute Jugendlichen unserer Schule:

„Feiere jeden Moment deines Lebens, denn man weiß nie, wie lange man es haben wird. Und geht respektvoll miteinander um.“

Diesen Rat wollen wir umsetzen und uns mit Respekt begegnen, nicht vorschnell über andere urteilen, sondern selber nachfragen und uns für unsere Mitmenschen einsetzen.